Rosa Luxemburg. Ökonomische und historisch-politische
Aspekte ihres Werkes, Internationale Rosa-Luxemburg-Gesellschaft in
Tokio, April 2007, und Berlin, Januar 2009, herausgegeben von
Narihiko Ito, Annelies Laschitza und Ottokar Luban, Karl Dietz
Verlag, Berlin 2010, 236 S., 16,90 Euro
Der Band enthält, wie schon seine Vorgänger,1[1] eine Vielzahl sehr verschieden gearteter
Beiträge, die in ihrer absoluten Mehrheit nicht nur für
jene von Interesse sein dürften, die über Rosa Luxemburg
forschen, sondern auch und vor allem für jene, die in der
gegenwärtigen Weltlage an der Umsetzung dessen interessiert
sind, was Luxemburg selbst „revolutionäre
Realpolitik“2[2] genannt hat.
Gerade unter diesem Aspekt dürfte für das
europäische Publikum sehr aufschlussreich sein, den Beitrag
von Isabel Loureiro über die Luxemburg-Rezeption in Brasilien
zu lesen, nützlich auch die Beiträge über China (von
He Ping, Wang Xue-Dong und Zhang Wenhong). Das unvermeidliche Thema
„Rosa Luxemburg und ...“ wird einerseits mit dem Blick
auf das (zuweilen nur indirekte) Wechselverhältnis zu
einzelnen Mitstreitern untersucht (Ulla Plener zu Lenin, Annelies
Laschitza zu Karl Liebknecht, Felix Tych zu Jogiches, Florian Wilde
zu Ernst Meyer, J.-F. Fayet zu Radek, S. D. Gupta zu Bucharin),
wobei teils neue Forschungsergebnisse vorgestellt, teils eigene
monografische Arbeiten referiert werden. Das Thema wird
andererseits mit dem Blick auf Real- bzw. Diskussionsobjekte
erörtert (Fritz Weber zu China und Japan in den verschiedenen
Imperialismus-Theorien, Theodor Bergmann zur Koalitionspolitik
sozialistischer Parteien, Ottokar Luban zum Massenstreik,
György Széll zum Militarismus, Jakow Drabkin zur
Komintern, Doğan Göçmen zum Begriff des
Politischen), wobei Luxemburgs Sicht zumeist sowohl mit
zeitgenössischen Sichtweisen als auch mit aktuellen Problemen
konfrontiert wird. Verallgemeinernde Betrachtungen mit dezidiert
aktuellen Bezügen finden sich in den Vorträgen von
William A. Pelz („Ein anderer Luxemburgismus ist
möglich“), Narihiko Ito („R. L's
Sozialismus“), Evelyn Wittich („Unabgegoltenes bei R.
L.“) und Isabel Loureiro (zur „Aktualität der
Ideen R. L's aus brasilianischer Sicht“). Hinzu kommt ein
Beitrag Klaus Gietingers zu den politischen Hintergründen des
Luxemburg-Liebknecht-Mordes sowie einer von Kornelia Hauser und
Gundula Ludwig „Öffentlichkeit Revisited mit R.
L.“ (dessen wirklicher Bezugspunkt zu ihrem Werk und Wirken,
mir zumindest, nicht deutlich geworden ist). Michael Krätkes
Beitrag über Luxemburg und die Analyse des gegenwärtigen
Kapitalismus ist schon von der Länge her (erst recht von den
Anmerkungen) eher ein Forschungsaufsatz denn ein Konferenzbeitrag;
er macht neugierig auf sein (schon für 2010
angekündigtes) Buch „R. L. als politische Ökonomin.
Unveröffentlichte ökonomische Schriften“.
Thomas Kuczynski
1[3] Rosa Luxemburg im
internationalen Diskurs. Berlin 2002 (zu den Konferenzen von 1998
bis 2000 in Chicago, Tampere, Berlin und Zürich); China
entdeckt Rosa Luxemburg. Berlin 2007 (zur Konferenz in Guangzhou
2004).
2[4] In ihrem Aufsatz zum 20.
Todestag von Marx. Siehe Werke, Bd. 1/2, S. 373.
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