Alessandro Mazzone (1932-2012) zur Erinnerung

September 2012

Der italienische marxistische Philosoph, unser Freund und Genosse Alessandro Mazzone, ist am 1. Juni 2012 in Rom verstorben, kurz nach seinem 80. Geburtstag. Durch seine Beteiligung an der „AG Marx-Engels-Forschung“ des IMSF in den 80er Jahren und an den Diskussionen der „Marx-Engels-Stiftung“ in Wuppertal, seine Mitgliedschaft im wissenschaftlichen Beirat der „Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. N.F.“ und in der Berliner „Leibniz-Sozietät“ war er in der marxistischen Linken der Bundesrepublik vor und nach 1989/90 präsent.

Mazzone studierte in Pavia, München und Mailand. Zu seinen Lehrern rechnete er u.a. Ludovico Geymonat und Galvano della Volpe. „Philosophisches Studium im Nachkriegsitalien bedeutete: Humanitates und Neuanfang, Aufbruch und Öffnung, (noch) ungebrochene Gewissheit, die eigene Bildung in den Aufbau der aus dem antifaschistischen Widerstand entstandenen Republik einbringen und entfalten zu dürfen.“ Zeitweilig Lektor am Dolmetscherinstitut in Heidelberg, lehrte er an den Universitäten Santiago de Cuba (1963) und Messina (ab 1964), war Gastdozent an der FU in Berlin (1977/78) und seit 1988 Lehrstuhlinhaber für Philosophie und Geschichte an der Universität Siena.

Sandro Mazzone war in vieler Hinsicht Mittler zwischen dem marxistischen Denken in Italien und Deutschland. Als Mitarbeiter am Gramsci-Institut in Rom verfolgte er Ende der 70er Jahre den Plan einer ersten größeren Gramsci-Ausgabe in der Bundesrepublik. Ideologie- und Geschichtstheorie waren seine Themen. 1981 erschienen in Messina seine „Questioni di teoria dell’ideologia“. In der Zeitschrift „proteo“ des „Centro Studi Transformazioni Economico-Sociali“ (Rom) veröffentlichte er in den letzten Jahren eine Artikelserie zu Klassen, Klassenkampf und Hegemonie heute. 2002 hatte er in Rom einen Sammelband zur Bedeutung der neuen MEGA herausgegeben „MEGA2: Marx ritrovato“. Ihm kommt, so sein Schüler Roberto Fineschi, das historische Verdienst zu, „di aver portato in Italia la MEGA“, die MEGA in Italien bekannt gemacht zu haben.

Sandro war uns nicht nur ein wichtiger Impulsgeber und Diskussionspartner, sondern auch ein guter Freund. Er wird uns fehlen. Buon viaggio, Sandro.