Stadt und Krise

Krise und gebaute Umwelt

Zum Begriff des "sekundären Kapitalkreislaufs" und zur Zirkulation des fixen Kapitals

September 2010

Dagegen Produkte, die durch Einverleibung mit dem Boden lokalisiert
sind, und daher auch nur lokal vernutzt werden können, z.B. Fabrikgebäude,
Eisenbahnen, Brücken, Tunnels, Docks usw., Bodenverbesserungen usw., können nicht körperlich, mit Haut und Haaren, exportiert werden. […]
Aber gesellschaftlich betrachtet, müssen diese Dinge – sollen sie nicht
nutzlos sein – schließlich […] in einem durch ihre eigne Lokalität fixierten Produktionsprozeß als fixes Kapital fungieren; woraus keineswegs folgt,
daß unbewegliche Dinge als solche ohne weiteres fixes Kapital sind;
sie können als Wohnhäuser etc. dem Konsumtionsfonds
angehören und also überhaupt nicht zum gesellschaftlichen Kapital gehören.“
(MEW 24: 212)

Die Herstellung räumlicher Konfigurationen und die Zirkulation
von Kapital in der gebauten Umwelt ist […] ein höchst aktives Moment
im allgemeinen Prozess der Krisenentstehung und -lösung.“
(Harvey 1982: 398)
1

Dass der Anlass der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise mit „Produkte[n], die durch Einverleibung mit dem Boden lokalisiert sind“ (MEW 24: 212) zu tun hat – konkret mit Immobilien, die im folgenden der „gebauten Umwelt“ subsumiert werden (vgl. Harvey 1982) –, ist weitgehend akzeptiert. Die grundlegenden Probleme der Akkumulation im Kontext des anhaltenden „langen Abschwungs“ (Brenner 2002, 2009) seit den 1970er Jahren „offenbarten sich zuerst in jenem Anlagebereich, wo die Sicherheiten am geringsten und die Risiken am höchsten sind: dies war das Subprime-Segment des Immobilienmarktes“ (Leibinger 2009 26).

Weit weniger diskutiert wird die systemische Relevanz der gebauten Umwelt für die Zirkulation des Kapitals insgesamt, die die Gestalt der kapitalistischen Stadt entscheidend bestimmt. Ihre Leistung, so die Argumentation im Folgenden, besteht darin, den Ausbruch von Überakkumulationskrisen zeitlich aufschieben zu können. Deshalb stellt sie „ein höchst aktives Moment im allgemeinen Prozess der Krisenentstehung und -lösung“ (Harvey 1982: 398) dar. Dieser Zusammenhang wird im Anschluss an Überlegungen des Geographen David Harvey und dessen Begriff des „sekundären Kapitalkreislaufs“ diskutiert.

1. Der circuit second bei Henri Lefebvre

Harvey hat kein Copyright auf diesen Begriff, geht er doch auf Formulierungen des französischen Sozialphilosophen Henri Lefebvre zurück, der in Die Revolution der Städte (wie La Révolution Urbaine [Lefebvre 1970] Sinn entfremdend übersetzt wurde) schreibt:

„Wichtig ist die Betonung der Rolle, die der Urbanismus und allgemeiner der ‚Immobiliensektor’ (Spekulation, Bau) in der neo-kapitalistischen Gesellschaft spielen. Wobei der sogenannte ‚Immobiliensektor’ nur die Rolle eines sekundären Regelkreises hat, der parallel zu dem der Industrieproduktion verläuft [...]. Dieser sekundäre Sektor absorbiert die Erschütterungen. Sobald Wirtschaftskrisen auftreten, strömt ihm das Kapital zu. […] Das kann soweit gehen, daß nur noch im Bereich der Bodenspekulation ‚Kapital gebildet’ bzw. Mehrwert realisiert wird. […] Der zweite Kreis tritt an die Stelle des ersten.“ (Lefebvre 1972: 169f.)2

Dass diese polit-ökonomischen Andeutungen, nach denen durch Bau und Spekulation Mehrwert produziert würde, unhaltbar sind, wird bei näherer Betrachtung schnell deutlich.

Bei der Produktion der gebauten Umwelt wird Mehrwert produziert, aber eben im Sinne ganz normaler Warenproduktion: Das fertige Gebäude ist eine mehrwertschwangere Ware W’, die zum Zweck ihres Verkaufs für G’ produziert wurde. Damit ist lediglich der von Engels in Zur Wohnungsfrage (MEW 18: 209-287) diskutierte Umstand benannt, dass unter kapitalistischen Verhältnissen natürlich auch die gebaute Umwelt zur Ware wird. Wie alle Waren wird auch diese nur produziert, wenn bekannt ist bzw. gehofft wird, dass sie auf eine zahlungsfähige Nachfrage trifft. Als Nachfrager in Frage kommen andere kapitalistische Unternehmen, die Profit erwirtschaften, private Nutzer/innen, denen Geld als Lohn, Anteil des Profits ihres Kapitals oder aus anderen Quellen zur Verfügung steht, sowie der Staat, der von den beiden anderen Gruppen Steuern einzieht. Lohn und Steuern werden im Kapitalismus nur gezahlt, wenn Unternehmen kapitalistisch erfolgreich, mithin Mehrwert produzieren. D.h., dass die Produktion gebauter Umwelt nur auf zahlungsfähige Nachfrage trifft, wenn an anderer Stelle Mehrwert produziert wird, oder wenn zumindest darauf spekuliert werden kann. Dass der sekundäre Kreislauf in Form des Baus gebauter Umwelt an die Stelle des ersten, also an die Stelle der Warenproduktion tritt, ist deshalb ausgeschlossen.

Bei der Spekulation auf gebaute Umwelt würde bei der Zirkulation der Ware „gebaute Umwelt“ auf deren Preissteigerung gehofft (wobei zu ihrem Preis stets noch derjenige des bebauten Grund und Bodens hinzukommt, die kapitalisierte Grundrente; vgl. Brede at al. 1976: 48-62). Die Gründe für den hier zu erzielenden Gewinn können verschiedene sein: Knappheit an gebauter Umwelt einer bestimmten (Lage-)Qualität lässt ihren Preis steigen (wobei sich nicht ihr Wert verändert, sondern ihr Preis); Investitionen in der Umgebung der betreffenden Immobilie lassen ihre Grundrente und damit ihren Preis steigen (es verändert sich also nicht der Preis der Ware gebaute Umwelt, sondern derjenige der kapitalisierten Grundrente); und in Einzelfällen besteht auch immer die Möglichkeit, dass der Spekulant schlicht Glück hat oder den Verkäufer oder Käufer übers Ohr haut. In allen Fällen aber gilt: „[I]m Zirkulationsprozeß wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert.“ (MEW 25: 290f.) Deshalb sind betrügerische Gewinne immer die Ausnahme. Auch auf diese Weise lässt sich nicht zeigen, dass der sekundäre Kreislauf „an die Stelle des ersten [tritt]“ (Lefebvre 1972: 170).

Die oberflächlichen Formulierungen Lefebvres wären unwichtig, hätten nicht er selbst und zahlreiche weitere Autorinnen und Autoren im Anschluss an ihn aus ihnen weitreichende Folgerungen gezogen. In Die Zukunft des Kapitalismus etwa behauptet Lefebvre an einer viel zitierten Stelle, dass „der Kapitalismus seine inneren Widersprüche während der letzten hundert Jahre wenn nicht lösen so doch abmildern konnte [...] [i]ndem er sich des Raums bemächtigte, indem er Raum produzierte“ (Lefebvre 1974: 24).

Das theoretische Grundproblem in den bisher angeführten vagen Bezugnahmen auf den Raum und seine Produktion im Kapitalismus, das im letzten Zitat besonders deutlich wird, besteht darin, dass sie hinter das erste Kapitel des Kapitals zurückfallen und das spezifische Verhältnis von Gebrauchswert- und Wertseite in dieser Produktionsweise nicht systematisch berücksichtigen. Die Relevanz des Raums in seiner dinglich-materiellen Form (etwa in jener der gebauten Umwelt also) für die kapitalistische Akkumulation erschließt sich hingegen nur, wenn diese als „die räumlichen Eigenschaften einer Ware als Teil ihrer natürlichen Eigenschaften und diese darum als Teil des Gebrauchswertes“ (Smith 2007: 67) verstanden werden, die stets nur Mittel zur Realisierung des in ihr vergegenständlichten Werts sind. Je nach Position im Akkumulationsprozess und Interesse ihrer Käufer/innen fungiert die in Wertform produzierte gebaute Umwelt nach ihrer Realisierung als fixes Kapital, als allgemeine Produktionsbedingung oder als privates Konsumgut. Andere Varianten, insbesondere solche, die nicht dem Kapitalverhältnis subsumiert sind, gibt es in unseren Breiten so gut wie nicht mehr, weil das durchgesetzte Privateigentum an Grund und Boden „alle Aspekte der Produktion und Nutzung der gebauten Umwelt in den Orbit der Zirkulation des Kapitals gebracht [hat]“ (Harvey 1982: 234).

David Harvey beginnt in den 1970er Jahren damit, sich Lefebvres ungenauer, aber zeitgenössische Entwicklungen der Raumproduktion (urbanisme, mondalisation, décentralisation) vorausschauend aufgreifender Formulierung vom „sekundären Kapitalkreislauf“ anzunehmen (erstmals in Harvey 1974, dann in der hier diskutierten Variante v.a. in Harvey 1978, 1982, 1985). Im Unterschied zu Lefebvre geht er dabei erstens stets von konkreten Raumproduktionen im Kapitalismus aus, um zunächst Fragen der Urbanisierung, später solche der staatlichen, kulturellen, globalen und schließlich imperialistischen Raumproduktion (Harvey 2003) zu untersuchen. Zweitens leitet er seine theoretischen Positionen fast ausschließlich aus Begriffen aus Kapital und Grundrissen und kaum aus zeitgenössischen marxistischen Debatten ab (Barnes 2004: 408f.), was der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass seine Arbeiten aus den 1970er und 80er Jahren auch heute noch aktuell sind.

2. Zirkulation des fixen Kapitals und gebaute Umwelt bei David Harvey

In The Limits to Capital, seiner „nachhaltigsten und kohärentesten ökonomischen Analyse von Raum und Zeit im Kapitalismus“ (Sheppard 2006: 124), bezeichnet Harvey als „sekundären Kapitalkreislauf“ die „Totalität der Prozesse, mittels derer Kapital durch fixes Kapital sowie durch die Schaffung und Nutzung des Konsumtionsfonds zirkuliert“ (Harvey 1982: 236). Im Folgenden diskutiere ich in den Abschnitten 2.2. und 2.3 Harveys Verständnis der Zirkulation des fixen Kapitals (auf den Konsumtionsfonds wird in 2.4 kurz eingegangen). Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Teil des fixen Kapitals bzw. Konsumtionsfonds, der als gebaute Umwelt vorliegt. Diese bestimmt Harvey als „riesiges, von Menschen gemachtes Ressourcensystem, das aus Gebrauchswerten besteht, die in der physischen Landschaft eingelassen sind und die für Produktion, Zirkulation und Konsumtion verwendet werden können“ (ebd.: 233). Zu fragen ist, in welcher Hinsicht die gebaute Umwelt als Element eines sekundären Kapitalkreislaufs verstanden werden kann und was dessen Spezifikum ausmacht. Die dabei auftretenden theoretischen Probleme und Unschärfen werden in 2.4 diskutiert. Vor der Auseinandersetzung mit Harvey wird in 2.1 die Bestimmung des fixen Kapitals (cfix) aus Band 2 des Kapitals in Erinnerung gerufen.

2.1 Fixes Kapital in Das Kapital

Fixes Kapital wird im Kapital aus der Perspektive der Zirkulation des Kapitals bestimmt, dem Gegenstand des zweiten Bandes. In der Produktion kommen verschiedenen Produktionsmitteln als Arbeitsgegenstand (Rohmaterial) und als Arbeitsmittel unterschiedliche Funktionen zu, die sich aus ihrem Gebrauchswert ergeben. Arbeitsmittel sind „ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstrand schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen“ (MEW 23: 194). Diese Bestimmungen von der Seite des Gebrauchswertes der Produktionsmittel her gelten für alle Produktionsweisen (vgl. Wittfogel 1929: 507f.). Gehen nun in der kapitalistischen Produktionsweise Arbeitsgegenstand und Arbeitsmittel als Waren in die Zirkulation des Kapitals ein, dann „spiegelt sich der in der Natur des Arbeitsprozesses begründete Unterschied von Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand wider in der neuen Form des Unterschieds von fixem und zirkulierendem Kapital“ (MEW 24: 162). Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Kapitalformen liegt „in der eigentümlichen Weise, worin [ihr] Wert zirkuliert“ (ebd.: 160f.). Die Zirkulation des fixen Kapitals ist aufgrund der stofflich-materiellen Eigenschaften des Arbeitsmittels „eigentümlich“ (ebd.: 159). Sein Wert wird nicht, wie der des zirkulierenden Kapitals, auf einmal und vollständig auf das Produkt übertragen, sondern „allmählich, bruchweis, im Maß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als Ware zirkuliert. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Teil seines Werts stets in ihm fixiert“ (ebd.: 159).

Das Adjektiv „fix“ bezieht sich beim fixen Kapital also nicht auf räumliche Fixierung, was eine unmittelbar anhand der Stofflichkeit und nicht über den Wert vermittelte Bestimmung bedeuten würde. Tatsächlich ist zwar ein großer Teil des fixen Kapitals auch räumlich fixiert, doch sind auch mobile Arbeitsmittel, wie z.B. LKW oder Schiffe, fixes Kapital (MEW 24: 163, Harvey 1982: 232). Die Vorstellung, dass die Unterscheidung von fixem und zirkulierendem Kapital der räumlichen Fixierung und damit der Natur der Dinge unmittelbar entspringt, ist „grober Idealismus, ja Fetischismus, der den Dingen gesellschaftliche Beziehungen als ihnen immanente Bestimmungen zuschreibt und sie so mystifiziert“ (MEW 42: 588). Entscheidend ist stattdessen, dass die Stofflichkeit der Arbeitsmittel auf Grund ihrer praktischen (Ver-)Nutzung im Produktionsprozess relevant wird, weil „fixes Kapital als Gebrauchswert […] die Verwandlung von konkreter Arbeitskraft in die Form der neuen Ware [ermöglicht]“ (Smith 2007: 74; Herv. B.B.). Es ist also nur ein Teil des fixen Kapitals räumlich fixiert, davon wiederum nur ein (wenn auch der allergrößte) Teil in gebauter Umwelt, und zwar sowohl räumlich-materiell wie auch als Wert.

Diese räumlich-materielle Fixierung von Wert ist einerseits notwendig, andererseits kann sie sich als Schranke der Akkumulation erweisen. So „erzeugt der Kapitalismus eine […] Landschaft […], die für seine eigene Akkumulationsdynamik zu einem bestimmten Moment seiner Geschichte geeignet ist, nur um [sie] wieder zerstören und zu einem späteren Zeitpunkt erneut aufbauen zu müssen, um sie der Akkumulation anzupassen“ (Harvey 1997: 35). Dieser „historisch-geographische[r] Widerspruch“ (ebd.: 34) beinhaltet einerseits wegen der immer wieder notwendig werdenden Zerstörung Risiken für das räumlich fixierte fixe Kapital, das einer erhöhten Entwertungsgefahr ausgesetzt ist; andererseits bietet er wegen der Notwendigkeit des fixen Kapitals die Möglichkeit, Wert sozusagen zu „parken“, weil der Rückfluss auf lange Zeiträume ausgedehnt ist.

Hier setzt Harveys oben zitierte Fassung des „sekundären Kapitalkreislaufs“ an. Wenn die Akkumulation im Bereich der Produktion von „normalen“ Waren, die ihren Wert schnell realisieren müssen („primärer Kapitalkreislauf“), auf Grund von Überakkumulation keine rentable Anlage verspricht, kann Geldkapital auf der Suche nach Verwertungsmöglichkeiten in die Produktion spezifischer Waren, mithin in den „sekundären Kapitalkreislaufs“ fließen – in der Hoffnung auf bessere (Verwertungs-) Zeiten zum Zeitpunkt der späteren Realisierung (vgl. Harvey 1978: 112f.). Zusammen mit dem „tertiären Kapitalkreislauf“, bestimmt als noch längerfristige Investitionen, die kaum von individuellen Kapitalen und häufig durch den Staat getätigt werden (vgl. Harvey 1978: 107f., 1997: 34f.), absorbiert der „sekundäre Kapitalkreislauf“ „überschüssiges Kapital und bindet es in langfristige Investitionen“ (Harvey 2003: 109). Die spezifische Art des Umschlags des fixen Kapitals erlaube einen „temporal fix“ (Harvey 2003: 87f.) der Krisentendenz, also im Sinne der amerikanischen Formulierungen „technological fix“ oder „quick fix“ eine „Reparatur mittels Zeit“ (vgl. Sheppard 2004: 471f.). Diese „Reparatur“ kann Überakkumulationskrisen nie verhindern, sie kann sie aber u.U. hinauszögern.

Zu klären bleibt, warum Einzelkapital diesen Weg auch tatsächlich massenhaft einschlagen. Harvey richtet sein Hauptaugenmerk auf zwei Varianten des fixen Kapitals: solches, das in großer Masse und für lange Zeit vorgeschossen werden muss (1982: 224-226) und solches „des selbständigen Typs“ (ebd.: 226-229). Im Folgenden wird bezüglich beider Aspekte Harveys Argumentation rekonstruiert und kritisch diskutiert.

2.2 cfix in großer Masse und für lange Zeit vorgeschossen

Investitionen in gebaute Umwelt sind dann fixes Kapital, wenn sie in den Verwertungsprozess eingehen und dazu beitragen, Profit zu generieren. Ganz unmittelbar geschieht dies bei Fabrikgebäuden u. dgl., wenn also Arbeitmittel ihren Wert „bruchweis“ (MEW 24: 159) auf W’ übertragen. Wird die (Mehrwert-) Produktion eingestellt bevor der gesamte Wert übertragen wurde, ist das verbliebene fixe Kapital entwertet; wird der Gebrauchswert des Arbeitmittels nach der Übertragung des gesamten Werts und seiner Realisierung weiter zur Mehrwertproduktion verwendet, sind solange Extraprofite möglich, wie trotz veralteter Produktionsmittel die Durchschnittsprofitrate erzielt werden kann (vgl. Harvey 1982: 234).3

Im Produktionsprozess sind je nach hergestellter Ware sehr unterschiedliche Größenordnungen an vorgestrecktem fixem Kapital notwendig. Insbesondere cfix von besonders großem Umfang und langsamem Umschlag „könnte weder produziert noch betrieben werden ohne Zuflucht ins Kreditsystem zu nehmen“ (Harvey 1982: 225). Deshalb stiftet die Zirkulation dieses cfix zusätzlich Anlagemöglichkeiten für die Zirkulation von zinstragendem Kapital.

Eine weitere Verbindung zum Finanzsektor ist dessen fixes Kapital in der Form von gebauter Umwelt, also Büroflächen, die Städte wie Frankfurt am Main sichtbar prägen. Regelmäßig sind hier in Krisenzeiten gewaltige Leerstände zu verzeichnen (vgl. Schipper in diesem Heft, Heeg & Dörry 2009), was den Bauboom jedoch – stets in der Hoffnung auf Verwertung nach der aktuellen Krise – kaum beeinträchtigt.

Während von individuellen Kapitalen angeschafftes und produktiv konsumiertes cfix als Krisenbewältigungsstrategie auf profitable Verwertung in Zukunft hoffen muss, ist das Risiko weniger gering bei …

2.3 cfix „des selbständigen Typs“

Die Formulierung vom „fixen Kapital des selbständigen Typs“ (Harvey 1982: 226-229 u.ö.) geht auf die Übersetzung einer Passage aus den Grundrissen zurück, in der die Rede davon ist, dass mitunter „das Capitale fixe nicht als bloßes Produktionsinstrument innerhalb des Produktionsprozesses erscheint, sondern als selbständige Form des Kapitals, z.B. in Form von Eisenbahnen, Kanälen, Wegen, Wasserleitungen, als mit dem Boden vermähltes Kapital etc.“ (MEW 42: 587). Dies zitiert Harvey (1982: 226) und fährt mit Formulierungen aus einer weiteren Passage aus den Grundrissen fort: „es geht nicht in den unmittelbaren Produktionsprozeß ein – sondern erscheint als allgemeine Bedingung für die Produktionsprozesse, wie Baulichkeiten, Eisenbahnen etc.“ (MEW 42: 633; kursiv gesetzt ist der von Harvey zitierte Teil). Die wiederum an anderer Stelle in den Grundrissen getroffene Feststellung, dass „die Verwandlung eines großen Teils von Kapital in capital fixe, das nicht als Agent der direkten Produktion dient“ (MEW 42: 643), eine Gegentendenz zum „Abnehmen des Profits“ (ebd.: 642) und daraus folgenden „explosions, cataclysms, crisis“ (ebd.: 643) darstellt, formuliert Harvey im Sinne des o.g. „temporal fix“ als Strategie: „Es ist eine Möglichkeit Krisen aufzuschieben“ (Harvey 1982: 227).

Hier und im Folgenden bleibt leider immer wieder unklar, ob Harvey jede Form der „allgemeine[n] Bedingung[en] für die Produktionsprozesse“ (MEW 42: 633) als „fixes Kapital des selbständigen Typs“ versteht, oder ob er diese Formulierung auf tatsächlich kapitalistisch erstellte und betriebene allgemeine Produktionsbedingungen beschränkt. Die erste Lesart kann auf dem „nicht voll und vollständig entwickelt[en]“ (Läpple 1973: 121) Begriff in den Grundrissen basieren, wo Marx das „capital fixe“ an verschiedenen Stellen unterschiedlich und dabei jeweils anders als später im Kapital bestimmt.

So heißt es in den Grundrissen (an derselben Stelle, die Harvey für seine Bestimmung des „fixen Kapital des selbständigen Typs“ heranzieht), dass der Wert des „capital fixe“, das „nicht in den unmittelbaren Produktionsprozeß ein[geht] […] nur ersetzt werden [kann] durch capital circulant, zu dessen Schöpfung es indirekt beigetragen“ (MEW 42: 633). Das „capital circulant“ ist hier nicht das im Kapital bestimmte zirkulierende Kapital als Teil der Produktionsmittel, sondern zirkulierendes Warenkapital. Im Kapital kritisiert Marx diese „Smithsche Verwechslung von Zirkulationskapital mit zirkulierendem oder flüssigem, d.h. nicht fixem Kapital“ (MEW 24: 211). In den Grundrissen hingegen verfällt er selbst „teilweise noch in [diesen] Fehler“ (Läpple 1973: 121). Das „capital fixe“ ist dann die Negation des sich in Zirkulation befindlichen Kapitals, also das, was im Kapital als Produktionsmittel bzw. konstantes Kapital firmiert. In den Grundrissen liegt mithin ein Kurzschluss von der stofflichen Eigenschaft der Produktionsmittel (= an einem Ort fixiert) auf die Bestimmung als „capital fixe“ vor.4 Die Bezugnahme auf die Ausführungen zum „capital fixe“ in den Grundrissen zur Erklärung eines spezifischen „sekundären Kapitalkreislaufs“ ist also zumindest mit Vorsicht zu genießen. Die zentrale Frage ist, inwiefern das „fixe Kapital des selbständigen Typs“ tatsächlich als Kapital fungiert, d.h. sich verwertet und somit als „Wertparkplatz“ fungieren kann.

Bei Harvey bleibt unklar, ob er, wie es an verschiedenen Stellen anklingt, auch staatlich bereitgestellte allgemeine Produktionsbedingungen (APB) als „fixes Kapital des selbständigen Typs“ fasst. Dies wäre mit dem entwickelten Begriff des fixen Kapitals im Kapital nicht vereinbar, weil der Staat die von ihm produzierten oder als Waren gekauften allgemeinen APB nicht verwerten will, sondern sie dem Kapital entweder kostenfrei zur Nutzung zur Verfügung stellt oder das verausgabte Geld durch eine Nutzungsgebühr o. dgl. wieder einspielt. Im ersten Fall „fallen der Wert dieser Produktionsmittel und die während der Erstellung […] vergegenständlichte Arbeit ganz aus der Wertbewegung heraus“ (Läpple 1973: 152), von einem sekundären Kapitalkreislauf kann dann keine Rede sein; im zweiten Fall wird „während [des Betriebs] kein Mehrwert produziert“ (ebd.: 161). Dies gilt für die allermeisten APB ebenso für jenen Fall, dass ihr Betrieb privat erfolgt: „Der Betrieb der allgemeinen Produktionsbedingungen im gesellschaftlichen Produktionsprozeß ist kein Wertbildungs- und damit auch kein Verwertungsprozeß, sondern nur ein Prozeß der Realisation“ (ebd.: 149).5 Nur wenn der Produzent der APB selbst die Realisierung des in ihr vergegenständlichten Mehrwerts so regelt, dass sie als Produktionsmittel anderer Kapitale produktiv konsumiert wird, das W’ des Produzenten der APB also „bruchweis“ (MEW 24: 159) zum cfix der die APB nutzenden Kapitale wird und diese dafür G abdrücken, kann der Mehrwert der APB realisiert werden. Da die Organisierung des Rückflusses im Betrieb selbst (Betriebs-)Kosten verursacht, kommt dieser Fall nur dort vor, wo diese Kosten deutlich unter dem zu realisierenden Mehrwert liegen. Dies ist die „besondre Form“ (MEW 42: 432), die die Realisierung von APB annimmt, von der im Wegebaubeispiel in den Grundrissen im Kontext der Frage „ob der Kapitalist den Weg verwerten, ob er seinen Wert durch den Austausch realisieren könnte?“ (ebd.) die Rede ist.

Primär geht es Harvey beim „fixen Kapital des selbständigen Typs“ jedoch um eine weitere Variante, in der diese Frage in der Praxis beantwortet wird. An anderer Stelle in den Grundrissen diskutiert Marx erneut „die Form des capital fixe, worin es nicht direkt in den Produktionsprozeß tritt als Maschinerie, sondern in railways, buildings, agricultural improvements, drainings etc.“ (MEW 42: 618). Dabei wird das „capital fixe […] nicht auf einmal verkauft, sondern als annuity“ (ebd.). Obschon auch hier die Begrifflichkeiten nicht mit denen in Kapital übereinstimmen („Realisiert aber wird dieser Profit in der Tat nur durch das Eingehen des Kapitals in die Zirkulation, also nur in seiner Form als capital circulant, nie in seiner Form als capital fixe.“[ebd.]), findet Harvey hier „die rationale Basis für die Form der Zirkulation, die dann beginnt“ (1982: 227). Sofern das Kapital, das die APB betreibt, mit einem Profit in der Höhe des Zinses zufrieden ist (MEW 42: 436; Harvey 1985:137), fungiert das „fixe Kapital des selbständigen Typs“, das verliehen oder vermietet wird, tatsächlich als Kapital, als sich verwertender Wert, und zwar in der Art des zinstragenden Kapitals:

„Gewisse Waren können der Natur ihres Gebrauchswerts nach immer nur als fixes Kapital verliehen werden, wie Häuser, Schiffe, Maschinen usw. Aber alles verliehene Kapital, welches immer seine Form und wie die Rückzahlung durch die Natur seines Gebrauchswerts modifiziert sein mag, ist immer nur eine besondre Form des Geldkapitals. Denn was hier verliehen wird, ist immer eine bestimmte Geldsumme, und auf diese Summe wird denn auch der Zins berechnet. Ist das, was ausgeliehen wird, weder Geld noch zirkulierendes Kapital, so wird es auch zurückgezahlt in der Weise, wie fixes Kapital zurückfließt. Der Verleiher erhält periodisch Zins und einen Teil des verbrauchten Werts des fixen Kapitals selbst, ein Äquivalent für den periodischen Verschleiß.“ (MEW 25: 356)

Anders als bei der oben diskutierten Nutzungsgebühr retourniert hier tatsächlich ein Profit, der allerdings nicht unmittelbar der Mehrwertproduktion entstammt, sondern aus dessen Abzug im Zins. Damit ist ein zweiter Übergang vom fixen Kapital zum Kredit aufgezeigt. Die in 2.2 und 2.3 diskutierten Zusammenhänge erklären auch, warum die Produktion gebauter Umwelt als fixes Kapital weitgehend den Schwankungen der Zinssätze folgt (Harvey 1982: 396f.); und warum die Gestalt der Städte auf diese Weise zum Gegenstand von Spekulationsblasen wird (ebd.).

2.4 Konsumtionsfonds, soziale Infrastruktur, tertiärer Kapitalkreislauf

Die zentrale theoretische Schwäche von Harveys Konzeption des sekundären Kapitalkreislaufs hat bereits an verschiedenen Stellen Erwähnung gefunden: die Einbeziehung von Phänomenen, die keine Momente des Kapitalkreislauf sind, sondern Abzüge vom Mehrwert darstellen. War dies bei Harveys Diskussion des fixen Kapitals wegen mitunter unklarer Formulierungen und Bezüge auf einzelne Stellen aus Kapital und Grundrissen eine Vermutung, liegt das Problem bei Konsumtionsfonds, „sozialer Infrastruktur“ und „tertiärem Kapitalkreislauf“ deutlich auf der Hand.

Der Konsumtionsfond garantiert als zahlungsfähige Nachfrage zwar aus der Sicht des Kapitals Teile der Metamorphose W’- G’ und ist insofern ein Moment des Geldkapitalkreislaufes. Jedoch wird der Gebrauchswert der erworbenen Ware in der Konsumtion nicht produktiv, sondern einfach nur konsumiert. „Als Arbeitsvieh ist ein Ochse fixes Kapital. Wird er gegessen, so fungiert er nicht als Arbeitsmittel, also auch nicht als fixes Kapital.“ (MEW 24: 160; vgl. auch das Beispiel der Wohnhäuser im Eingangszitat) Die von Privaten gekauften und vernutzten Waren inkl. der gebauten Umwelt und langlebiger Konsumgüter (die Harvey in den sekundären Kapitalkreislaus einbezieht; 1982: 229-232) sind kein zirkulierender Wert.

Unter „sozialer Infrastruktur“ fasst Harvey (1982: 398-405) diverse Institutionen, „die Arbeit und Leben im Kapitalismus unterstützen“ (ebd.: 398) und die „die Zirkulation von Wert durch soziale Infrastruktur [als] einen Moment dieses Gesamtprozesses [der Kapitalzirkulation]“ (Harvey 1982: 400) betreiben. Überwiegend sind diese Institutionen dem Staat zuzurechnen und, und das ist entscheidend, sie lassen gebaute Umwelt mit Geld produzieren, aber nicht als Kapital, weshalb sie, gegen Harvey, nicht Teil eines Kapitalkreislaufes sind. Dasselbe gilt noch deutlicher für den bereits erwähnten „tertiären Kapitalkreislauf“, zu dem Wissenschaft, Repressionsapparate und der Sozialstaat gezählt werden (Harvey 1978: 107f.).

Die Gemeinsamkeit von gebauter Umwelt in Konsumtionsfonds, „sozialer Infrastruktur“ und „tertiärem Kapitalkreislauf“ mit jener, die als fixes Kapital fungiert, besteht in ihrem (langen) Zeithorizont als Folge ihrer Gebrauchswerteigenschaft. Als „temporal fix“ der krisenhaften Kapitalakkumulation können sie aber bestenfalls indirekt, also über Staatstätigkeit, Steuern etc. fungieren. Im Kapitalkreislauf i.e.S. bedeuten sie Abzüge vom sich verwertenden Wert, die keine Momente eines Kapitalkreislaufs konstituieren, sondern verschiedene Ausgänge aus ihm – außer sie stiften, etwa über Staatsverschuldung, eine neue, abgeleitete Zirkulationssphäre für diese Abzüge.

3. Fazit

Die weitere theoretische Klärung der Möglichkeiten, durch einen „temporal fix“ Krisen hinauszuzögern, müsste das Verhältnis von Geld und Schulden von Staat und Endkonsument/innen sowie den hier diskutierten Formen des fixen Kapitals im Bezug auf die gebaute Umwelt und deren Funktion als „Wertparkplatz“ klären. Die Arbeiten David Harveys bieten hierfür eine hervorragende Basis; insbesondere seine Diskussion des Staates gälte es aber zu verfeinern.

Für die Empirie, für die Erklärung aktueller Phänomene, kann diese Debatte zahlreiche relevante Hinweise liefern. In 2.2 und 2.3 wurde jeweils der Übergang von der Zirkulation des fixen Kapitals zum zinstragenden Kapital verdeutlicht. Zu Recht betont Harvey, dass bei der Zirkulation des Kapitals durch die gebaute Umwelt die „Zirkulation des zinstragenden Kapitals eine hegemoniale Rolle [spielt]“ (1982: 396). Eben hierher gehören „subprime mortgages“ und der Bauboom, der weltweit nach dem Platzen der letzten Spekulationsblase begann.

Harvey hat diesbezüglich jüngst sein theoretisches Argument, dass „Verstädterung schon immer eine besonders aktive Rolle […] bei der Absorption des Mehrproduktes gespielt hat“ (Harvey 2008: 25), auf die aktuelle Entwicklung bezogen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase hat der Immobilienmarkt in den USA „einen großen Teil des Surpluskapitals direkt absorbiert, indem Innenstädte und suburbane Wohnhäuser sowie Büroräume gebaut wurden“ (ebd.: 29). Dieser Prozess sei in der Folgezeit zu einem globalen geworden und habe insbesondere auch Großbritannien, Spanien und China6 erfasst. Er betont, dass dies von der „Konstruktion neuer Finanzinstitutionen und Arrangements zur Organisation des Kredits“ (ebd.) abhing, woran seit den 1980er Jahren gearbeitet wurde und was, wie insbesondere Brenner (2002: 77) betont, politisch ermöglicht werden musste. Nur so ist zu erklären, dass Einzelkapitale tatsächlich massenhaft via Kredit in die gebaute Umwelt geflossen sind, und nicht in andere Bereiche. Fox Gotham (2009) hat nachgezeichnet, dass und wie dies in den USA konkret umgesetzt wurde. Insbesondere seit 2000 wurden Verbriefungen staatlicherseits als Methode gefördert, um lokal fixiertes fixes Kapital für globale Märkte zu erschließen, was das exponentielle Wachstum des „sekundären Kapitalkreislaufs“ politisch erst ermöglichte.7

Ein theoretisches Verständnis davon, dass die „Herstellung räumlicher Konfigurationen und die Zirkulation von Kapital in der gebauten Umwelt […] ein höchst aktives Moment im allgemeinen Prozess der Krisenentstehung und -lösung [ist]“ (Harvey 1982: 398), ist Voraussetzung zum Verständnis dieses spezifischen „temporal fix“, der gerade so aktuell ist wie selten zuvor.

Fußnoten:

1) Übersetzung englischer Zitate durch den Autor. Ich danke Hans-Dieter von Frieling und Charly Außerhalb für wertvolle Hinweise.

2) Die deutsche Übersetzung weicht leicht von der Wortwahl des Originals ab, wo deutlicher vom « immobilier » zunächst als « secteur second » (Lefebvre 1970: 211), dann als « circuit parallèle » (ebd.) und schließlich als « circuit second » (ebd.: 212) die Rede ist, der an die Stelle des « circuit […] principal » (ebd.: 212) tritt.

3) Brenner (2002: 45f.) argumentiert, dass die massenhafte Weiterverwendung solcher Produktionsanlagen in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg deren technologischen Rückstand in der Folgezeit begründet.

4) „Es ist also nur das produktive Kapital, das sich in fixes und flüssiges spalten kann. [...] Geldkapital und Warenkapital mögen noch so sehr als Kapital fungieren und noch so flüssig zirkulieren, sie können erst dann flüssiges Kapital im Gegensatz zu fixem werden, sobald sie sich in flüssige Bestandteile des produktiven Kapitals verwandelt.“ (MEW 24: 167f.)

5) Eine Ausnahme bilden Transportfazilitäten, wenn sie produktiv konsumiert werden, weil ihre Nutzung notwendig und deshalb Teil des Produktions- und nicht des Zirkulationsprozesses ist. Hier wird Wert übertragen und Mehrwert produziert (MEW 24: 151).

6) Weil nur in China die Blase nicht geplatzt ist, ist dessen Verstädterung für Harvey „der wichtigste Stabilisator des globalen Kapitalismus heute“ (2008: 30).

7) Dies kann als Bestätigung der These von Blanke, Jürgens & Kastendiek (1975: 433f.) verstanden werden, nach der staatliche Politik im Bezug auf Akkumulation und Zirkulation des Kapitals zwar einerseits weitgehend begriffslos vonstatten geht, andererseits aber „an einzelnen Formen [des Kapitals; B.B.] fixiert“ (ebd.: 434) ist. In den 2000er Jahren hatte die Ermöglichung der Kapitalzirkulation durch die gebaute Umwelt in vielen Staaten der Welt politische Priorität, ohne dass die Beteiligten um deren Gesetzmäßigkeiten hätten wissen müssen.

Literatur

Barnes, Trevor (2004): „The Backbone of Our Lives”: David Harvey’s The Limits to Capital. Antipode 36(3): 407-413.

Blanke, Bernhard; Ulrich Jürgens & Hans Kastendiek (1975): Staat und Kapitalbewegung. In: Dies.: Kritik der Politischen Wissenschaft 2. Frankfurt & New York: 432-444.

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