Arbeitskämpfe

Traumhafte Postgewinne – für wen?

von Werner Siebler
März 2018

Nicht nur die Anleger von BlackRock – dem größten Einzelaktionär der Post – freuten sich über die durch Post-Vorstandsvorsitzenden Appel verkündeten Ergebnisse des 2. Quartals 2016. Die Aktie der Deutsche Post DHL Group legte erneut zu, weshalb das Handelsblatt am 03.08.2016 meldete: „Der gelbe Riese aus Bonn bricht Rekorde“.

Und in der Tat, die von Appel verkündeten Konzernergebnisse bestätigen diese Meldung. Der Konzern-EBIT stieg zum Ende des 2. Quartals 2016 um 40 Prozent auf 752 Millionen Euro, während der Umsatz um 3,5 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro gesunken ist. Doch das sei auf die so genannten „Sondereffekte“ zurückzuführen. Deshalb wurde die EBIT-Prognose für das Gesamtjahr 2016 auf 3,4 Milliarden Euro bis 3,7 Milliarden Euro erneut bekräftigt. Die Welt dürfte also in Ordnung sein für die Postaktionäre. 67 Prozent der Postaktien sind in den Händen weltweiter Anleger, wovon sich ein großer Teil in den Händen des international größten Investmentfonds BlackRock befindet.

Doch ist die Welt auch für die Postbeschäftigten so rosig? Appel hat wohl befürchtet, dass das viele Beschäftigte nicht so sehen würden und schreibt deshalb in seinem Brief an die Beschäftigten: „Das erste Halbjahr 2016 war für DPDHL Group ein Erfolg. Mir ist jedoch klar, dass manche von Ihnen beim Lesen der Finanzkennzahlen vielleicht das Gefühl haben, die Situation in Ihrem Umfeld decke sich nicht mit diesen guten Ergebnissen. In manchen Bereichen machen sich Kosteneinsparungen für den Einzelnen schmerzhaft bemerkbar. In manchen Regionen belastet das wirtschaftliche Umfeld die Geschäftsentwicklung und der Ausblick erscheint nicht rosig. Vielleicht glaubt der eine oder andere auch, dass von den guten Ergebnissen nur unsere Investoren profitieren, nicht jedoch das Arbeitsumfeld.“ Der Vorstandsvorsitzende Appel verweist dann auf die Investitionen, die die Arbeitsplätze sichern sollen.

Doch beruhigt die Mitteilung des Postvorstandes von Steigerungen der Investitionen um 8,3 Prozent auf 456 Millionen Euro die Beschäftigten tatsächlich? Das soll diese Ansage zwar erreichen, aber was Postbetriebsräte und ihre Gewerkschaft ver.di beunruhigt, sind Meldungen, Postchef Appel träume von der baldigen Einführung der Datenbrille für Zustellerinnen und Zusteller und dem Einsatz von Robotern. Rationalisierungserfahrungen machen die Postbeschäftigten gerade in einem riesigen Tempo: Ständig werden neue Arbeitsverfahren eingeführt. Die Arbeitsverdichtung in allen Bereichen führt einerseits zu höherer Produktivität, aber gleichzeitig zu steigenden und besorgniserregenden Krankenständen.

Durch das Ergebnis des sechswöchigen Streiks im Sommer 2015[1] konnte zwar der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen und Änderungskündigungen bis 2019 erreicht werden; das hindert das Postmanagement aber nicht daran, ständig nach neuen Wegen zur Effizienzsteigerung zu suchen. Doch vor diesem Problem stehen die Postbeschäftigten nicht alleine. Antworten auf diese Fragen müssen deshalb gemeinsam, in allen DGB-Gewerkschaften, gefunden werden. Viel Zeit bleibt da nicht.

[1] Vgl. Werner Siebler, Poststreiks 2015 – mehr als ein Tarifkonflikt, in: Z 103 (September 2015), S. 117ff.